Der Filzprozess

 
Punkte

Alle Ornamente werden zu Beginn einer jeden Arbeit angelegt. Für Kreise und Punkte beispielsweise wickelt man ein paar Fasern um einen entsprechend großen Zylinder und legt diese anschließend in Position. Vorsicht, jeder Windhauch kann alles durcheinanderwehen. Es gilt zu überlegen, welche Farben miteinander harmonisieren und wie stark der Kontrast sein soll. Anschließend werden die Fasern der Grundfarbe darüber geschichtet. Durch die Wanderung der Fasern beim Filzen entsteht später das typisch weiche und etwas unregelmäßige Bild.

Auslegen

Die hier verwendete Merinowolle liegt als so genannter Kammzug vor. Das bedeutet, dass die Fasern parallel und sehr glatt zueinander liegen. Beim Filz handelt es sich allerdings um einen “ungeordneten” Faserverbund. Um dies zu erreichen werden vier hauchdünne Lagen davon jeweils um 90° zueinander versetzt ausgelegt. Dadurch wird eine gute Ausgangsposition für den anschließenden Prozeß geschaffen. Dieser Vorgang muß auf der 2. Seite der Grundform wiederholt werden, damit diese vollständig mit der Wolle bedeckt ist.

Wasser

Alle Faktoren, die beim Waschen eines Wollpullovers zum unfreiwilligen Verfilzen führen können, werden hier ganz gezielt eingesetzt. Eine möglichst heiße Seifenlauge läßt die Schuppen der Fasern abspreizen und ermöglicht ein Verhaken. Durch anfänglich sanfte und im Verlauf des gesamten Prozesses immer stärkere Bewegungen werden die Fasern an ihre ursprünglich gekräuselte Form erinnert und ziehen sich zusammen. Spülungen mit sehr kaltem Wasser zwischendurch können den Vorgang beschleunigen.

Entfernen

Beim Filzen verhaken sich die einzelnen Wollfasern durch ihre schuppenförmige Oberfläche miteinander. Haben sich die Wollfasern so verbunden, dass sie sich kaum verschieben lassen, kann das entstandene Vlies an der unteren Kante aufgeschnitten und die Form herausgenommen werden. Das muß sehr vorsichtig geschehen, da der Figur in diesem Stadium noch die endgültige Festigkeit fehlt. Durch zu starkes Ziehen könnte der entstandene Faserverbund wieder zerstört werden.

Walken

Die zum Walken angewendete Rolltechnik mit der Bambusmatte ergibt einen sehr glatten und relativ dünnen Filz. Während dieses Vorgangs schrumpft die Wolle je nach Qualität um ein Drittel bis zur Hälfte. Die Arbeit wird immer wieder gewendet und in alle Richtungen gerollt damit die Figur möglichst gleichmäßig wird.

Ohren

Braucht die Figur beispielsweise Ohren, Zungen oder Fühler, so werden mehrere Bündel von trockenen Wollfasern nacheinander mit je einem Stich in Position gebracht. Unter Berücksichtigung der Schrumpfung wird das Ohr vorgeformt, eventuell mit einer kleinen Klammer fixiert und wie bereits beschrieben, solange gewalkt, bis die gewünschte Größe und Festigkeit erreicht ist.

Abschlussbad

Bekommt die Oberfläche des Filzes eine leicht wellige Struktur und hat die Figur ihre gewünschte Größe und Festigkeit erreicht, wird die Seifenlauge gründlich ausgewaschen. Mit einem kleinen Schuß Essig kann der letzte Rest davon neutralisiert werden. Gleichzeitig wird die Wolle weicher und die Farben leuchtender. Danach wird überschüssiges Wasser ausgedrückt und die noch feuchte Figur in Form gebracht.